Montag, 2. Dezember 2013

[Auf Reisen] Lucy in Venedig!

"Wie lieblich ist's, wenn sich der Tag verkühlet,
hinaus zu sehn, wo Schiff und Gondel schweben,
wenn die Lagune, ruhig, spiegeleben,
in sich verfließt, Venedig sanft umspühlet!

In's Innre wieder dann gezogen fühlet
das Auge sich, wo nach den Wolken streben
Pallast und Kirche, wo ein lautes Leben
auf allen Stufen des Rialto wühlet."

(August von Platen, Sonette aus Venedig)



Buongiorno allerseits,

wie ihr vielleich wisst, habe ich die letzten Tage von der Uni aus in der Lagunenstadt Venedig verbracht. Ich kannte die Stadt zuvor bereits, und ein kleines bisschen vernarrt war ich schon immer in sie, ihre Lage und all die kleinen Brücken, aber im Spätherbst bin ich tatsächlich noch nie dort gewesen. Kann ich nur empfehlen, auch wenn zu dieser Zeit permanent Hochwasser-Gefahr besteht. Denn Venedig im Herbst ist viel mehr Venedig und weniger touristenbeladen als in den Sommermonaten. Und der Nebel und die kühle Luft geben ihr einen gewissen mystischen Touch. Zeitweise habe ich mich wie einem Roman in einer anderen Zeit gefühlt.

Neben San Marco, dem Dogenpalast und dem Unigebäude haben wir außerdem die Friedhofsinsel San Michele besucht. Ich erzähle das, weil ich dort permanent an Nico di Angelo aus Rick Riordans Percy Jackson Reihe denken musste. Er hat da so gut reingepasst, der einsame King of Ghosts ... zwischen all die tristen, ungepflegten, manchmal aufgebrochenen Gräber und all den Schatten und dem morbiden Geruch.

Und ich habe den wundervollsten Buchladen überhaupt gefunden: 


Sie weiß, dass Venedig wie ein Labyrinth sein kann und sie hat gelesen, dass schon viele Leute auf dem Weg zum Acqua Alta Bookshop durch sich immer wirrer und enger schlängelnde Gassen in die Irre geführt wurden, deshalb geht sie sofort nach dem Frühstück los. Mit italienischer Musik im Ohr flaniert sie durch die Stadt, passiert unzählige Brückchen und schreitet beinah über die Plätze und vorbei an den Häusern, die alle gleich und doch so anders aussehen und die uralte Geheimnisse hinter ihren Fassaden zu hüten scheinen. 

 
Dennoch findet sie den Weg sofort. Sie hat sich nicht verlaufen - denkt sie zumindest, denn selbst wenn sie sich verirrt hat, so war es ihr zu keiner Minute bewusst. Sie fühlt sich wohl in diser Stadt, zwischen all dem Wasser und den historischen Gebäuden, mit all seinen Masken und Märkten. Und letztlich ist sie am Ziel angekommen, ziemlich schnell, denn besonders groß ist Venedig auch nicht.

In ihren Ohren hört sie Nek immer noch leise auf Italienisch singen, als sie sich die Postkartensammlung im kleinen Vorhof des Buchladens ansieht. Zwischen all den Kartons und sich stapelnden Zeichnungen und Karten steht eine Sparbüchse, in der man Münzen für die Katzen hinterlassen kann. Und dann erst sieht sie sie. Um die Tischbeine schmiegt sich eine, ein schwarzer Kater schläft auf der Steinmauer nebenan und eine getigerte schlendert gerade durch das Innere des Ladens und sieht das Mädchen erwartungsvoll an. 


Also tritt sie ein - und ist sofort in einer anderen Welt. Bücher stapeln sich rund um sie herum und ragen bis zu der Decke, von wo sie ihr zuzuzwinkern scheinen. In der Mitte des Zimmers schwimmt eine echt venezianische Gondel zwischen noch mehr Büchern. Da es immer noch früh am Morgen ist, ist sie zunächst die einzige Besucherin. Sie hält einen kleinen Plausch mit dem Inhaber, der sämtliche Sprachen zu sprechen scheint, und erfährt dabei so einiges Interessante. Vor 10 Jahren erst hat er diese Räume zu einem Secondhandbuchshop der besonderen Art gemacht. Draußen gäbe es eine Treppe aus Büchern und im Nebenraum führe eine Tür direkt in den Kanal. Deshalb lagert er die meisten Bücher in Badewannen oder Gondeln, um sie vor herbst-winterlichen Überschwemmungen zu schützen.


Das Mädchen ist fasziniert. Alle schönen Dinge vereint - das Meer, Bücher, lebendige Geschichte. Wenn sie doch nur für immer an diesem Ort bleiben, in einem Schaukelstuhl sitzen, sich die nackten Füße mit Wasser umspülen lassen und lesen könnte. Es gibt immerhin sogar eine kleine Ecke mit deutscher und englischer Literatur. 


Diesen Treppenstufen folgt man doch gerne, oder?

Der kleine Garten mit der Büchertreppe hat etwas Märchenhaftes an sich. Auf Zehenspitzen folgt sie den Stufen und als sie oben angekommen ist und den Kanal unter sich fließen und schimmern sieht, ist sie den Tränen nah. Und am liebsten hätte sie den Inhaber umarmt. Stattdessen wiederholt sie immer wieder, wie traumhaft es hier ist, dass sie darüber schreiben und auf alle Fälle wiederkommen wird. Er schmunzelt geheimnisvoll und schenkt ihr zum Abschied ein paar Postkarten. 



Kann nur jedem empfehlen, sich den Acqua Alta Bookshop anzusehen, wenn er einmal vor Ort ist!
Seid ihr bereits in Venedig gewesen? Welche Wirkung hat die Stadt auf euch? :-)

Tanti saluti,
Lucy

1 Kommentare:

venedig hotels hat gesagt…

Ich hoffe, dass Venedig war spannend genug, um es eines Tages wieder besuchen zu wollen.

Kommentar veröffentlichen