Donnerstag, 17. Oktober 2013

[Rezension] Wen der Rabe ruft von Maggie Stiefvater

Script5
464 Seiten
ISBN 978-3-8390-0153-0
Originaltitel: The Raven Boys
Klappentext:

Jedes Jahr im April empfängt Blue die Seelen derer, die bald sterben werden, auf dem verwitterten Kirchhof außerhalb ihrer Stadt. Bisher konnte sie sie nur spüren, nie sehen – bis in diesem Jahr plötzlich der Geist eines Jungen aus dem Dunkel auftaucht. Sein Name lautet Gansey, und dass Blue ihn sieht, bedeutet, dass sie der Grund für seinen nahen Tod sein wird.

Seit Blue sich erinnern kann, lebt sie mit der Weissagung, dass sie ihre wahre Liebe durch einen Kuss töten wird. Ist damit etwa Gansey gemeint? 
 
Der erste Satz:

         Blue Sargent wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ihr gesagt worden war, dass sie ihrer wahren Liebe den Tod bringen würde.



Trailer zum Buch:


Was Izzy dazu sagt:

Maggie Stiefvaters Wen der Rabe ruft ist ein Buch voller Magie. Das liegt zum einen am wunderschönen, leicht poetischen Schreibstil der Autorin, zum anderen an Blue, die aus einer Familie von Wahrsagerinnen stammt und Gansey, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen verschollenen König wiederzufinden.

Schon der Prolog ist derart schön formuliert, dass man sich Blue als Charakter sofort nahe fühlt. Es wird schnell deutlich, dass sie an der Prophezeiung nicht zugrunde geht, sondern eine gewisse Stärke in Bezug auf bestimmte Umstände in ihrem Leben entwickelt hat. Dieser Charakterzug ist einer der hervorstechendsten, wenn es um Blue geht. Gerade er ist es, der sie mir von Beginn an sympathisch machte. Anstatt zu lamentieren, dass sie über keine hellseherische Gabe verfügt, nutzt Blue das, was ihr gegeben wurde und hilft so gut sie kann. Sie ist zufrieden mit ihrer Rolle des vernünftigen jungen Mädchens, das stets auf seine Mutter hört. Bis sie Gansey begegnet.

Gansey, der Junge, den Blue eigentlich nicht hätte während der Totenwache sehen dürfen, hat so viele Facetten, dass er zunächst schwer einzuordnen ist. Als Sohn einer stinkreichen Familie stehen ihm alle Türen offen und das lässt ihn manchmal arrogant wirken. Im Grunde seines Herzens ist er jedoch ein Abenteurer, dem nichts wichtiger ist, als seine Freunde und deren Wohlergehen. Ganseys Charakter wächst im Verlauf der Geschichte und nicht nur Blue beginnt ihn irgendwann zu mögen.
Dies gilt aber nicht nur in seinem Fall, denn sein Freund Ronan Lynch ist auch eher speziell. Geheimnisvoll und so ehrlich, dass es für manchen an Grausamkeit grenzt, nach näherem Hinsehen allerdings verloren und traumatisiert vom Tod seines Vaters. Ronan macht es seinen Mitmenschen und dem Leser nicht leicht, ihn zu mögen. Maggie Stiefvater lässt sich jedoch viel Zeit mit der Entwicklung ihrer Charaktere, gestaltet sie so liebevoll, dass man nach und nach versteht, was Gansey in Ronan sieht.
Und dann gibt es noch Adam. Ein wunderbarer Charakter, der mit dem ersten Kapitel aus seiner Sicht, sofort einen Platz in meinem Leserherz ergattert hat. Adam ist überlegt und intelligent, doch etwas an ihm scheint immer ein wenig unnahbar.

Die Freundschaft der sogenannten „Raven Boys“ ist ein zentraler Punkt der Geschichte und wirklich glaubwürdig dargestellt. Schnell kann man sich als Leser keinen der Jungen mehr ohne die anderen vorstellen, mit solcher Kraft und Intensität wird ihre Beziehung zueinander dargestellt. Alles ist noch nicht offen gelegt, denn jeder der Jungs birgt noch das ein oder andere Geheimnis – ist es auch der erste Band einer vierteiligen Reihe – aber ein glaubhaftes Fundament wurde gelegt.

Positiv zu erwähnen ist ebenfalls, wie angenehm sich die Liebesgeschichte in die Handlung einfügt. Sie ist eher ein Ergänzungsstück als der Kern der Geschichte. Etwas, das man zusammen mit den Charakteren erforschen muss. Denn Maggie Stiefvater versteht sich gut darin, sowohl Gansey als auch Adam für Blue in Frage kommen zu lassen.

Die Nebencharaktere sind durch Blues schrullige Tanten Calla und Persephone und der schwer einzuschätzenden Neeve ebenfalls liebevoll und interessant ausgearbeitet.

Die Handlung der Geschichte schreitet eher langsam voran. Es geht vordergründig darum, die Charaktere kennenzulernen. Dies wird so atmosphärisch dargestellt, gespickt mit den ein oder anderen Gänsehaut-Momenten, dass actionreichere Szenen mir jedoch nicht gefehlt haben.

Das Buch lebt von seinen Mysterien, den vielen kleinen und großen Geheimnissen und darin liegt seine besondere Stärke.

Fazit:

Wen der Rabe ruft ist mein erstes Buch von Maggie Stiefvater, aber mit Sicherheit nicht das letzte. Der Auftakt der vierbändigen Reihe weiß mit einer starken Idee, sorgsam ausgearbeiteten Charakteren und gezielt gesetzer Spannung zu überzeugen. Die eher gemächlich voranschreitende Handlung wird ausgeglichen durch den kraftvollen Schreibstil und die schaurige Atmosphäre. Ein Buch, das definitiv mehr als neugierig auf die weiteren Bände macht.

 

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