Montag, 15. Juli 2013

[Rezension] Every Day von David Levithan

  •  *Leseprobe*
  • Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
  • Verlag: Knopf Books for Young Readers
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-13: 978-0307931887

Der Inhalt in wenigen Sätzen:

A wacht jeden Morgen in einem neuen Körper auf. Jeden Tag lebt er ein anderes Leben. A hat sich damit abgefunden. Er versucht sich nie zu sehr an ein Leben zu gewöhnen und niemanden so richtig an sich heran zu lassen. Die Regeln, die er sich selbst aufgestellt hat, sind einfach: Halt dich zurück, fall nicht auf, versuch so zu denken und zu handeln wie die Person, in deren Körper du gerade steckst, greif nicht zu sehr in deren Leben ein.

Doch als A eines Morgens in Justins Körper aufwacht und seiner Freundin Rhiannon begegnet, ist es Liebe auf den ersten Blick. Zum ersten Mal schafft er es nicht, sich an seine Regeln zu halten. Er wirft all seine Prioritäten über Bord, denn mit Rhiannon will er jeden Tag verbringen - und am liebsten würde er auch neben ihr einschlafen und im selben Körper wieder aufwachen können ...



Der erste Satz:

          I wake up.

Das sagt Lucy:

Ich wollte dieses Buch wirklich schon sehr lange lesen, weil ich sofort hin und weg war von der Idee und all den Komplikationen, die sie mit sich bringt. Und so war es irgendwie kein Wunder, dass ich es, einmal begonnen, nicht mehr weglegen konnte und es in wenigen Stunden durch hatte. Die Idee allein ist schon super, aber die Umsetzung ist grandios.

 Seit er denken kann, ist A jeden Tag in einem anderen Körper aufgewacht; männlich, weiblich, in den unterschiedlichsten Städten und mit den unterschiedlichsten Leben. Als Kind hat er das nicht verstanden, aber mittlerweile hat er seinen Frieden damit geschlossen. Normalerweise versucht er nichts an den Leben, die er sich gerade "ausborgt" zu verändern, doch als er eines Tages in Justins Körper aufwacht und auf Rhiannon trifft, hat er das Bedürfnis, Zeit mit diesem Mädchen zu verbringen und sie glücklich zu machen.

Mit Justin ist Rhiannon schon lange nicht mehr glücklich, aber mit A in Justins Körper verbingt sie den schönsten, freisten Tag seit Langem. Irgendetwas an ihrem Langzeitfreund ist anders, das spürt sie, aber erst als ihr derselbe Charakter jeden Tag in einem anderen Körper begegnet und sich für sie interessiert, wird sie skeptisch. Als A ihr dann sein Geheimnis verrät, wird die ganze Sache von Tag zu Tag komplizierter. Kann eine Beziehung funktionieren, wenn der Partner jeden Tag woanders lebt und wer anderes zu sein scheint?

Das Ganze ist in der Ich-Perspektive aus A's Sicht geschrieben - und so lernt man nicht nur einiges über ihn, sondern auch von all den Personen, die er für einen Tag spielen muss; vor allem weil A ein sehr aufmerksamer, gefühlvoller, taktvoller Mensch ist. A macht sich Gedanken um sie und ihr Leben und er bekommt furchtbar schnell ein schlechtes Gewissen, wenn er denkt, er hat etwas vermasselt oder jemanden einen wichtigen Moment, eine wichtige Entscheidung geklaut. Das Auspusten der Kerzen auf dem Geburtstagskuchen, zum Beispiel, oder den Jahrestag mit dem festen Freund. Das alles lässt einen automatisch mehr über andere nachdenken. Außerdem ruft es einen in Erinnerung, über das Leben zu sinnieren und nichts für selbstverständlich zu nehmen.

David Levithans Schreibstil hat mich wieder einmal berührt und verleiht dem Roman letztlich noch mehr Tiefgründigkeit. Toll fand ich auch, dass A kein Geschlecht hat. Er wachte sowohl in männlichen als auch in weiblichen Körpern auf. Er hat sowohl schon Jungen als auch Mädchen geküsst, beides sowohl als Mädchen als auch als Junge, und für ihn macht es keinen Unterschied.

Doch trotz allem habe ich auch etwas Kritik: Ich mag es ja eigentlich, wenn man mit ein paar offenen Fragen zurückgelassen wird und ich weiß auch, dass A selbst nicht so recht weiß, wer er ist, und erst recht hat er keine Erklärungen für sein seltsames Leben, aber ich hätte mir so sehr gewünscht, dass wenigstens eine von den zig Fragen beantwortet worden wäre - für A und für mich. Wo kommt A her? Hat er nun Eltern oder nicht und wenn ja, wo sind sie dann? Gibt es mehr, die so sind wie A? Ist es wirklich nicht möglich, länger als einen Tag in einem Körper zu bleiben?

Und was ich mir noch gewünscht hätte, dass es mit A und Rhiannon ein klitzekleines bisschen langsamer angefangen hätte. Klar, es gibt so etwas wie Liebe auf den ersten Blick und ein sich sofort bei jemandem Zuhause fühlen, aber kam mir beim Lesen nicht wie jemand vor, der seine Prinzipien deshalb plötzlich komplett ignoriert - vor allem, weil es nicht das erste Mal war, dass er sich zu jemandem hingezogen gefühlt hat. Ich hätte es schön und realistischer gefunden, wenn es einen größeren Zwiespalt zwischen A's Gefühlen und A's Vernunft gegeben hätte.

Auch das kurze eBook Six days earlier habe ich gelesen. Die paar kurzen Geschichten, die vor A's Treffen mit Rhiannon, manche sogar vor seinem 16. Lebensjahr spielen, haben mich allesamt mitgenommen und ich habe das Lesen sehr genossen - und unzählige Stellen markiert.

Fazit:

Für eine Geschichte, die einen grübelnd zurücklässt, komischerweise mit einem warmen Gefühl in der Brust und einem gebrochenem Herzen. Für so viele, so wunderbare Charaktere mit interessanten Geschichten. Für David Levithans Schreibstil; für all die Liebe und Poesie, für ein paar sehr weise Metaphern und die schönsten Formulierungen. Dafür, dass es mir aber zu schnell ging mit der Liebe und dass A mir nichts, dir nichts seine ganzen Prioritäten über Bord wirft; dafür gibt es von mir 5 von 6 Wombats.


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