Freitag, 27. Mai 2011

[Rezension] Das Tal: Die Prophezeiung (Season 1, Bd. 4) von Krystyna Kuhn

Broschiert: 269 Seiten
Verlag: Arena (Februar 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3401065328
Klappentext:
Es ist Prüfungszeit am Grace College – und ausgerechnet jetzt verschwindet Ben, für drei lange Tage. Als er ins College zurückkehrt, ist er kaum wiederzuerkennen. Was immer ihn auf diesen Horrortrip gebracht hat, jetzt schwebt er in Lebensgefahr. Hat Ben etwas über die Vergangenheit des Tals herausgefunden, was ihm nun gefährlich wird?

Der erste Satz:
Professor Bishop, schon viele Male habe ich diesen Brief formuliert, wenn auch nie mit dem festen Willen, ihn abzuschicken.“
Was Izzy dazu sagt:
Endlich geht es auch für mich mit dem letzten Teil der ersten Season von Krystyna Kuhns Jugendbuch-Thriller-Reihe „Das Tal“ weiter. Die ersten drei Bände hatten es wortwörtlich in sich und haben sich von Band zu Band vor Spannung und Geheimnissen überboten.
Die Prophezeiung schließt nun den ersten Zyklus um die acht Studenten, die wir als Erstsemester am Grace College kennenlernen. Erzählt wird die Geschichte erneut von Katie, die ihre Sicht schon für die Ereignisse von Band zwei, „Die Katastrophe“ zur Verfügung stellte. Nach einigen Startschwierigkeiten hat sie mir dort sehr gut gefallen. Da ich sie als Charakter bereits kannte, war es bei „Die Prohezeiung“ leicht wieder in ihre Sichtweise einzutauchen. 
Katie versucht stets stark zu wirken, unter ihrer ruhigen und vorlauten Oberfläche brodelt es jedoch gewaltig. Erst recht seit dem Fund, den die Studenten im zweiten Band gemacht haben und dem  Wissen, dass ihre Mutter Katie noch mehr verschweigt, als diese angenommen hätte. Hinzu kommt ein Verhältnis zu einem der anderen Charaktere, das ich zu Beginn nicht so recht einzuordnen wusste ( es fiel mir generell schwer, mich daran zu erinnern, wer nun mit diesem Charakter gemeint ist.) Bis ich die ganzen Andeutungen dann endlich zusammensetzen konnte und der Groschen fiel.
Das ist mitunter das größte Problem, dass ""Die Prohezeiung“ mit sich bringt: der ständige Drang der Autorin, zwar Spuren zu legen, diese aber so kryptisch darzulegen, dass man als Leser nur noch Bahnhof versteht. Gerade zu Beginn war ich ein wenig schockiert davon wie stark das in Bezug auf Bens seltsames Verhalten praktiziert wurde – ja, er stand unter Drogen – aber es kam mir auch stark als Mittel zum Zweck vor, um noch einmal ganz deutlich zu sagen: Liebe Leser, hier gibt es große, große Geheimnisse, die ihr erst nach und nach begreifen werdet. Was ich in den ersten drei Bänden dieser Reihe so sehr mochte, die gelungene Mischung aus Mystery und Spannung, wird hier an der ein oder anderen Stelle übertrieben.
Wenn es mit der Suche nach einer Antwort auf Bens Zustand losgeht, wird das inbesondere bei Robert Frost deutlich. Seit drei Bänden warte ich darauf, mehr über diesen Charakter zu erfahren, schien er mir sehr interessant und wurde er – ebenso wie Debbie – von den anderen Charakteren oft unterschätzt. Demenstsprechend froh war ich, dass sich das kleine Erkundungsteam aus Katie, Robert und David zusammensetzt, über den man ebenfalls kaum etwas weiß. Die Freude darüber wurde jedoch schnell getrübt, denn Robert ist damit beschäftigt eine schrullige "Ich-weiß-so-viel,-aber-sage-es-euch-erst,-wenn-ich-es-will“-Performance abzulegen, dass er mir schon fast wieder unsympathisch geworden ist. Näher konnte man ihn nicht kennenlernen. Das einzige, das positiv aufgefallen ist, ist, dass auch er einen Draht zu Katie zu haben scheint, die sich eigentlich um die wenigsten Leute schert. David konnte leider ebenfalls kein bisschen mehr von sich zeigen. Seine ruhige, sanftmütige Art wurde in diesem Band zwar durchbrochen und zeigte eine andere Seite von Mr Nice Guy, aber das war so kurz gehalten, dass man als Leser auch bei David keine Chance hatte, ihn im Geringsten besser kennenzulernen. Dass David ein Helfersyndrom hat, weiß man spätenstens seit der Szene am Bootshaus in Teil 1, dazu hätte man ihn nicht in diesem Band einbauen müssen. Die Frage wäre eher gewesen, warum David allen um sich herum konsequent helfen muss und wieso er nur Schwarz trägt. Antworten darauf, oder wenigstens Andeutungen, kann man allerdings lange suchen. Und dass mal etwas vorgefallen sein muss, kann man sich schließlich auch selbst denken. Neben Katie gehen die zwei Jungs leider sehr stark unter, was gerade durch ihr  vorhandenes Potenzial eher negativ auffällt.
Das richtige Highlight stellen im vierten Band die Auszüge aus den Notizen der Studenten aus den 70ern dar. Ab und an waren diese mir zwar auch zu kryptisch und ich konnte mich  manchmal nicht zurechfinden, da man nur drei von ihnen bestimmten Studenten aus dem jetzigen Geschehen zuordnen kann, aber es war durchaus Zeit, ein wenig davon zu erfahren, was damals geschehen ist. Und dieses Was ist der Autorin wiederum sehr gut gelungen. Ich hätte nämlich niemals auf solche Geschehnisse getippt und war teilweise schockiert darüber, was da auf dem Ghost abgelaufen ist, und wie sich manche aus der Elterngeneration der jetzigen Graceler benommen haben.
Mit dem Ende des Buches wird – was ich auch als positiv empfinde und für die Geschichte sehr belebend – eine neue Weiche gestellt. Ja, die Studenten haben noch ihre Geheimnisse vor einander, beginnen aber, sich mehr zu vertrauen. Mit dem Fund, den Katie, David und Robert gemacht haben, im Hintergrund, kann sich die nächste Season wieder spannend gestalten.
Nach dem Tempo, das Krystyna Kuhn in den ersten drei Bänden der Tal-Reihe vorgelegt hat, musste es früher oder später einen leichten Knick geben. Die Prohezeiung stellt diesen für mich dar. Noch immer spannend, teilweise überaschend in den Wendungen, aber zu überladen von Andeutungen und kryptischen Botschaften, hat mich das Buch stellenweise zu sehr an die Serie LOST erinnert. Doch die Weichen für die nächste Season sind vielversprechend gestellt und bieten für die meisten Charaktere tolle Entwicklungsmöglichkeiten. Ich wünsche mir jedoch, dass die Autorin endlich mehr auf Charaktere wie Rose, David, Ben und Robert eingeht, weil diese durch ihre fehlenden Sichtweisen, nach und nach immer mehr auf der Strecke bleiben.

Fazit:
Trotz einiger Mängel ist „Die Prohezeiung“ ein spannendes und gut geschriebenes Buch, in dem Katie für mich wieder einmal auf ganzer Linie überzeugen konnte. Ich bin gespannt auf die weiteren Teile.



Im Herbst/Winter geht es mit der zweiten Season um die Ereignisse am Grace College weiter. Der erste Band dieser Season wird voraussichtlich „Der Fluch“ heißen. Zumindest das Hörbuch ist bereits auf amazon gelistet, ebenso wie der zweite Band, der dort unter dem Titel „Das Erbe“ erscheint.

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