Donnerstag, 24. Februar 2011

[Rezension] Die dunklen Mächte: Schattenstunde von Kelley Armstrong

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten 
Verlag: PAN 
ISBN-13: 978-3426283417
Die Story in wenigen Sätzen:
Chloe lebt sehr auf sich allein gestellt. Ihr Vater arbeitet ständig und hat kaum Zeit für sie. Insgeheim glaubt sie sogar, dass er seit dem Tod der Mutter überfordert mit der Erziehung ist und ihr deshalb aus dem Weg geht. Einziger Bezugspunkt ist ihre Tante Lauren, die sich stets um Chloe bemüht. Chloe selbst weiß von sich, dass sie ein eher unauffälliges Mädchen ist, nicht zu beliebt, aber auch nicht so gehasst, dass sie von anderen schikaniert wird. Bis zu dem Tag, an dem sie schon auf dem Weg zur Schule einen Jungen vor ihr Auto laufen sieht. Aber dieser Junge ist nicht der letzte Mensch, den nur sie zu sehen scheint. Plötzlich wird Chloe in der Schule von einem Hausmeiser verfolgt, den wieder nur sie sehen kann. Als er ihr sein verbranntes Gesicht zeigt, brennt bei Chloe eine Sicherung durch und sie versucht zu fliehen. Ihre Flucht endet jedoch anders als sie es erwartet hätte, denn sie landet nach diesem „Ausbruch“ in einer Klinik für psychisch kranke Jugendliche. Zumindest glaubt Chloe das zu Beginn ihres Aufenthalts in Lyle House.

Der erste Satz:
"Mommy hatte vergessen, die neue Babysitterin über den Keller aufzuklären."

Was Izzy dazu sagt:
Von der ersten Seite an hat mich diesen Buch gefesselt. Dabei beginnt es ganz normal mit Chloe, die ziemlich früh klarstellt, dass sie nicht besonders ist, sich sogar im Kreis ihrer Freundinnen als zurückgeblieben sieht. Aber als Leser weiß man durch den Prolog schnell, das Chloe ein Geheimnis hat, dem sie selbst im Verlauf des Buches auf die Spur kommt.
Als sie in Lyle House ankommt, will sie nichts anderes als so schnell wie möglich entlassen werden, weswegen sie auch leugnet Geister zu sehen. Aber die Stimmen lassen sie nicht los. Und nicht nur die Geister folgen Chloe, sondern auch der unhöfliche Derek, der alles andere als der von allen geliebte Schönling ist. Er und sein Bruder Simon sind aus Gründen, die Chloe immer mehr interessieren in Lyle House. Das mit Derek etwas nicht stimmen kann, ist für sie schnell klar, er ist unsozial und auffallend stark. Aber was verbirgt sich hinter Simon, der nett und offen ist? Als Chloe sich auf die Suche nach Antworten darauf macht, lernt sie auch immer mehr über sich selbst. Dabei mochte ich besonders, dass sie oft augenzwinkernd zugibt nicht der erfahrenste Mensch zu sein, da sie doch recht behütet aufwuchs. In den komischsten Situationen neigt sie überdies dazu, alles mit Filmen zu vergleichen, oder als eine Szene zu beschreiben. Chloe hat einen kleinen Film-Spleen, der sie für mich sehr sympathisch gemacht hat. Auch wenn sie manchmal Angst hat, oder nicht alles auf den ersten Blick versteht, kämpft sie sich durch und versucht nicht aufzugeben. Sie ist eine der wenigen weiblichen Charaktere, die ich rundum mochte und der ich extrem gerne durch die Geschichte gefolgt bin.
Neben Chloe gibt es noch oben erwähnten Derek, der ganz anders als das Klischee des Loveinterest ist. Derek steckt äußerlich mitten in der Pubertät: er ist zu groß, hat starke Akne und muss ständig duschen. Darüber hinaus ist er nicht selten ein Widerling. Trotzdem habe ich auch ihn sehr schnell ins Herz geschlossen, da Kelley Armstrong es schafft, die Gründe für sein Verhalten überzeugend herüber zu bringen. Ja, er ist oft abweisend und ein wenig zu ehrlich, aber wenn man Derek braucht, ist er da, und setzt die Sicherheit der anderen über seine eigene. Bei ihm sprachen die Taten Bände.
Dann gibt es noch seinen Bruder Simon, der auf den ersten Blick so anders als Derek ist. Simon ist höflich und offen. Warum er in Lyle House ist, bleibt lange unklar. Auch Simon mochte ich, auch wenn er nicht ganz so interessant wie Derek ist. Besonders schön finde ich aber die Bruderbeziehung, die eine zentrale Rolle für das Verhalten der beiden spielt.
Drei weitere Mädchen sind zusammen mit Chloe in Lyle House untergebracht. Liz, von der man aber leider nicht allzu viel sieht. Rae, bei der ich noch nicht ganz weiß, ob man ihr zu hundert Prozent trauen kann. Und Tori, die durch teilweise sehr verletzende Zickigkeit und Verbindungen in die Führungsebene von Lyle House glänzt. Ich bin sehr gespannt, was noch zu diesen drei Charakteren kommen wird, weil ihre Geschichten noch nicht ansatzweise erzählt zu sein scheinen.
Kelley Armstrong hat einen sehr flüssigen und spannenden Schreibstil. Ich fand die Story richtig spannend und jedes Gespräch, jedes Ereignis scheint in diesem Buch wichtig zu sein, was mich regelrecht an es gefesselt hat. Dafür hatte ich es auch dementsprechend schnell ausgelesen und blieb neugierig zurück. Das Ende regt zum Weiterlesen an, aber nicht auf eine penetrante Art, wie es manche erste Bände von Reihen zu tun pflegen. Es ist ein gelungenes Ende, das Antworten gibt, aber auch Fragen offen lässt, die man beantwortet wissen möchte.
Einziges Manko an dem Buch fällt nicht zu Lasten der Autorin selbst, sondern der Übersetzung. Mir ist es schon bei Drei Wünsche hast du frei von Jackson Pearce aufgefallen, denn aus irgendeinem Grund wird das amerikanische Yeah nie ins Deutsche übersetzt. Nach einer gewissen Zeit habe ich es richtig als störend empfunden, da es den Lesefluss ein wenig hemmt. Da es sich um eine deutsche Übersetzung handelt, sollte dies auch konsequent durchgezogen werden – was für mich bedeutet, anstatt Yeah auch Ja zu schreiben.

Fazit:
Schattenstunde ist der erste Teil in der Reihe „Die dunklen Mächte“. Der zweite Teil „Seelennacht“ ist Ende letzten Jahres erschienen und steht schon, zusammen mit dem dritten Teil „Höllenglanz“, der im Juni 2011 erscheint, auf meiner Wunschliste. Ich habe nichts an diesem Buch auszusetzen, bin aber neugierig, ob Kelley Armstrong vielleicht nicht noch einen draufsetzen kann, weswegen ich nicht die volle Punktzahl gebe.
Wer eine Geschichte mit paranormalen Hintergrund, tollen Charakteren und einer interessanten Story sucht, ist mit Schattenstunde gut beraten. Kelley Armstrong hat sich locker mit diesem Buch in den Kreis meiner Lieblingsjugendbuchautoren geschrieben und wird da wahrscheinlich noch sehr lange bleiben.


Vielen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars an PAN !

1 Kommentare:

Buchjunkies hat gesagt…

Juhuu! Gerade erst gesehen :) Freut mich, dass es dir gefallen hat. Die Reihe ist wirklich richtig toll, bin schon sehr gespannt, was du zu den anderen Bänden sagst.

Ich fand es auch richtig gut, dass es zumindest im ersten Teil so gar nicht um eine Liebesbeziehung ging und das Derek so ein völlig anderer Typ ist. Genauso die Tatsache, dass es so unglaublich viele verschiedene Fähigkeiten bei den Protagonisten gab und es trotzdem nie zu viel war.

Die sind übrigens in Indien grade total in wie es scheint, habe es mehr einmal in Buchläden gesehen, was etwas heißen will, denn die Auswahl ist dort sehr spärlich.

Liebe Grüße und viel Glück mit dem Internet!
Nina

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